Kurzfilm «The Bean»

Originaler Beitrag: digezz.ch
Mit:  Jan Leibacher und Lucy Schön

Es ist Mittag! Wenn der Hunger die Studenten quält, ist das leckere Essen so nah und doch so fern. Noch zwei Minuten und 50 Sekunden muss es in der Mikrowelle heiss werden. Die digitale Uhr scheint sich in Zeitlupe der Null zu nähern. Doch was, wenn noch etwas Essen in der Mikrowelle vom letzten Wärmen vergessen wurde? Ein kleiner Snack während der Wartezeit lässt die Zeit schneller vergehen.

Wie jeden Tag vor den Prüfungen lernt Lucy mit ihren Kolleginnen und Kollegen. Die Mittagspause kommt für sie wie immer viel zu spät und ihr Magen knurrt bereits seit Stunden. Glücklicherweise gibt es keine wartenden Leute und sie kann sofort ihr Essen in die Mikrowelle schieben. Eine mysteriös aussehende Bohne liegt dort verlassen auf einem Teller. Während die Sekunden langsam am Display der Mikrowelle heruntergezählt werden, mustert Lucy den geheimnisvollen Snack. Zu hungrig um noch klar zu denken, verspeist die Studentin die Bohne. Ein süsslicher Geschmack nach Marzipan breitet sich in ihrem Mund aus, während die Bohne wie warmer Honig ihre Kehle runterwandert. Noch während sie sich fragt, was genau passiert ist, verändert sich ihre Wahrnehmung und ihr Bewusstsein, als wäre sie unter Strom.

Idee

Bei der Suche nach einem gemeinsamen Diggez-Projekt suchten wir auf YouTube nach Inspiration. Für Yanis ist die Arbeit mit der Kamera eine grosse Leidenschaft. Jan Leibacher animiert gerne mit After Effects und Cinema 4D. Damit wir beide unserer Freude nachgehen können, suchten wir Beispiele mit Special Effects. Von den unterschiedlichsten Videos suchten wir einzelne Effekte aus, die wir selbst ausprobieren wollten. Aus der Liste von Effekten erstellten wir anschliessend eine passende und interessante Geschichte. Eine gesunde Mischung aus Humor und Seriosität war die Grundlage.

Die Hauptidee war das Ausprobieren verschiedener Effekte, wie der Greenscreen, CGI, das Zusammenschneiden mehrerer Videoclips vom Stativ aus oder den Speedeffekt einer sprintenden Person.

Vorgang

Aus der Geschichte wurde ein Storyboard und aus dem Storyboard eine Shotlist. Was noch fehlte, war eine Schauspielerin. Mit etwas Glück konnten wir Lucy Schön überzeugen, bei unserer – zugegebener etwas verrückten Filmidee – mitzumachen. Wie sich bei den Dreharbeiten herausstellte, war Lucy ein Glücksgriff. Ihrer Schauspielerfahrung verdanken wir emotionale schöne Bilder. Sie verstand es, vor der Kamera zu spielen und brachte eigene Ideen für die Charakterisierung der Person ein. Die zweite Person spielte Jan gleich selbst, damit wir spontaner drehen konnten und er die Geschichte schon im Kopf hatte.

Um den Effekt des Rennens weiter zu verstärken, organisierten wir einen Laubbläser, mit dem wir die Haare beim Stoppen zerzausen konnten.

Herausforderungen

Herausforderungen stellten sich uns mehr, als wir uns dachten. Wir konnten nicht die Tricks der Youtube-Videos genau kopieren, sondern auf unsere Geschichte anpassen. Deshalb filmten wir einige Szenen schon vorher, um dan am Dreh alle Aufnahmen korrekt zu filmen.

Den Drehort unter einem Baum zu wählen, dessen Schatten alle paar Minuten total andere Muster auf den Boden zeichnet, war doof. Beim Übereinanderlegen der Clips zeigten sich die Lichtunterschiede deutlich. Mit geduldigem Maskieren – Frame für Frame – gelang uns der Eindruck, als wäre alles auf einmal gefilmt worden.

Zusätzliche Schwierigkeit war die Position von Jan, wenn Lucy ihm etwas beim Vorbeirennen stahl. Die Hände mussten an derselben Stelle bleiben, einfach ohne Essen oder Trinken. Leider bemerkten wir erst in der Post Production, dass diese nicht immer am selben Ort verblieben.

Das drehende Messer wollten wir vor dem Greenscreen filmen. Dazu befestigten wir das Messer mit einem grünen Stock und drehten es vor dem Greenscreen. Nach vielen Versuchen klappte schlussendlich ein reibungsloses Drehen der Klinge. Doch – leider wieder erst in der Post – bemerkten wir das die Reflektion der Klinge im selben Grün strahlte. Beim «auskeyen» verschwand somit die Klinge mit dem Hintergrund. Lange tüftelten wir in den Einstellungen, kamen aber zu keinem befriedigenden Ergebnis. Somit wurde das Messer im 3D Programm Cinema 4D nachgebaut, und zum Rotieren gebracht. Mit verschiedenem Lichtem (Licht?) und Einstellungsebenen gelang uns der visuelle Eindruck eines in Zeitlupe fliegenden Messers. Nicht vorzustellen, dass unsere Kollegen aus Hollywood ganze Roboter mit diesem Verfahren zum Leben erwecken.

Unser Wunsch war, möglichst viele Sounds mit Instrumenten zu spielen. Einige waren dazu da Spannung aufzubauen, andere sorgen für die Soundeffekte. Dies war aber nicht bei allen Geräuschen möglich und beim Dreh haben wir keine Geräusche mit aufgenommen. Wir dachten, es würde nicht auffallen, wenn nicht alles klingen würde. Dabei lagen wir jedoch falsch. Also mussten wir im Nachhinein die Geräusche als Foley neuaufnehmen. Dies war aufwändiger als direkt am Set, da die Töne nur schwer reproduziert werden konnten. Darum musste noch stark mit dem Pitch und an den Frequenzen gearbeitet werden. Aufgrund des Spannungsbogens variiert die Lautstärke sehr stark, was auch nicht einfach war beim mastern.

Während des Einsatzes mit dem Laubbläser konnte nicht immer die Konzentration gehalten werden und ein Lächeln auf den Lippen zerstörte die Aufnahme. Lieber hätten wir die Aufnahmen länger und ohne Lachen aufgenommen, um in der Post Production beim Schneiden mehr Freiheiten zu haben. Auch bei Aufnahmen die viele Versuche erforderten, haben wir die Start- und Endposition nicht lange genug gehalten.

Equipment

  • Sony Alpha
  • Ronin S
  • Zoom H5
  • Stativ xy
  • ND Filter
  • Faltreflektor
  • Laubbläser 4.Gen. Booster++

Fazit

Die Arbeit an diesem Projekt machte riesig Spass. Wir konnten viel lachen und wichtige Erfahrungen sammeln. Mit dem finalen Ergebnis sind wir zufrieden und stolz auf unsere Arbeit. Das Ziel, neue Effekte zu lerne, erreichten wir. Für zukünftige Projekte wissen wir jetzt, auf was es ankommt und auf welche kleinen Dinge geachtet werden muss. Für genau solche Projekte ist Digezz eine tolle Plattform. Wir konnten ohne Sorgen ausprobieren und testen. Nie mussten wir Angst haben, nicht zu bestehen, wenn etwas in die Hosen gehen würde. Noch besser, wenn sich schlussendlich alles zum Positiven gewandt hat und ein spannender Clip entstanden ist.