Faszination Fasnacht: Luzern 2018

Wieso nimmt man an der Fasnacht teil oder wieso macht man in dieser Zeit einen grossen Bogen um die Stadt?
Wir waren an der diesjährigen Luzerner Fasnacht und gingen diesen Fragen auf den Grund.

Aufgabenstellung und Projektidee

Im Vorfeld der Blockwoche hatten wir den Auftrag ein persönliches Thema zum Begriff «Freizeitaktivität» zu finden. Da ich drei bis viermal pro Woche beim FC Weissenstein Fussball spiele, habe ich neben dem Studium und der Arbeit nicht mehr viele Freizeitbeschäftigungen. Die Idee fanden wir aber zu simpel und zu uninteressant, behielten sie aber noch als Absicherung im Kopf. Weitere Hobbys wären Salsa tanzen und Badminton spielen, da sich jedoch direkt vor der Blockwoche die Salsatänzerin verletzte, war Badminton die letzte Alternative. Bis Freunde von Nicolas ihn fragten, ob er auch nochmals an die Luzerner Fasnacht komme und wir die geniale Idee hatten, einen Bericht über die Fasnacht zu erstellen. Nicolas ist in keiner Guggenmusik oder Wagenbaugruppe, die Fasnacht besucht er aber schon seit vielen Jahren ohne Ausnahme. Ausserdem kennt er sich in der Stadt aus und hat einige Kontaktdaten von eingefleischten Fasnächtlern. Das einzige Problem: es war schon Montag und am Dienstag war der letzte Tag der diesjährigen Fasnacht.

Vorbereitung zum Filmen

Wir mussten also die ganze Planung und Vorbereitung des Films noch am Montag, 12.02.2018, machen. Das Team war leicht gestresst, doch dies sorgte für noch mehr Konzentration und Effizienz. Man wusste, viel Zeit hatten wir nicht mehr. Wir kamen zum Schluss, den Zuschauern die Faszination der Fasnacht näher zu bringen. Dies fand ich sehr spannend, da ich mich selbst nicht mit Fasnacht identifizieren konnte und diese Begeisterung nie richtig verstand.
Wir entschieden uns möglichst viele Eindrücke der Fasnacht einzufangen und Stimmen der Begeisterten. Zur Debatte stand zu dieser Zeit noch, ein Vergleich der Luzerner und Berner Fasnacht zu filmen, denn in Bern startete man am Donnerstag. Im Nachhinein war es aber eine gute Entscheidung, Bern lediglich als Backup-Plan in unser Projekt zu integrieren.
Nachdem das Konzept gemeinsam in der Gruppe erarbeitet wurde, habe ich den Lead für die Equipmentwahl übernommen. Da der Abschluss der Fasnacht in der Nacht stattfindet, brauchten wir eine lichtstarke Kamera. Im Menschengetümmel ist ebenfalls eine gute Bildstabilisierung von Vorteil. Nach kurzer Absprache mit den Teammitgliedern entschied ich mich deshalb für die Sony PXW-FS5 mit einem Schulterstützensystem von Shape und einem dynamischen Reportermikrofon von Sennheiser. Für Nachtaufnahmen hatten wir noch ein kleines LED-Panel und ein Reflektor. Dieses Setup hat sich bewährt, dauerte aber ein wenig, bis die Kamera korrekt eingestellt war.
Nach einem Gespräch mit Heiner Gatzemeier am Montagnachmittag stellten wir fest, dass wir ausserdem noch Gegenstimmen zur Fasnacht benötigen, um einen abwechslungsreichen und objektiven Bericht zu ermöglichen. Wegen dem grossen Zeitdruck nahmen wir dazu noch die Sony PXW-X70 Kamera mit einem zweiten Sennheiser Mikrofon und einem Videostativ mit. Sie ist der kleinere Bruder der FS5 und macht bei Tageslicht optimale Bilder.

Der Drehtag

Um 08:30 Uhr waren wir in Luzern und haben uns in die bereits definierten Teams aufgeteilt. Ich hatte mit Jahmali den Auftrag, Gegenstimmen einzufangen. Obwohl unser Mikrofon identisch mit dem Zweiten war, hat es bei derselben Auspegelung stärker gerauscht. Dies war uns schon bei der Aufnahme klar, ganz ohne Rauschen hat man es aber einfach nicht hinbekommen. Ob es an dem Verstärker in der Kamera lag oder am Mikrofon, ist uns noch heute unklar. Im Nachhinein hätte man das Gerät auf Werkseinstellung zurücksetzen sollen, um alles nochmals frisch einzurichten und so das Problem zu beheben. Die Bildeinstellungen der Kamera habe ich am Vorabend schon passend eingestellt. So genügte es vor Ort jeweils die Blende und den Gain (ISO) leicht anzupassen. Jahmali war der Interviewer, er hatte einen schwierigen Job. Regelmässig haben wir die angewandte Taktik besprochen. Die erste wichtige Erkenntnis war, die Leute zu interviewen, die schon beim Vorbeilaufen interessiert die Kamera betrachteten. Denn viele Leute hatten zu viel Respekt, ihre Meinung in die Kamera zu sagen. Die Floskel «Sorry, keine Zeit» mussten wir uns auch einige Mal anhören. Wir haben dann bemerkt, dass viele keine negativen Äusserungen machen wollten, weil sie Angst hatten, im Video von jemandem aus Luzern erkannt zu werden. Hier die Fasnacht zu kritisieren, ist beinahe so schlimm, wie in St. Gallen seine Bratwurst mit Senf zu essen. Darauf haben wir jeweils unsere Passanten noch besser über unser Projekt informiert. Ein weiterer positiver Impuls auf unsere Herangehensweise war, dass wir uns zu Beginn positiv über die Fasnacht mit ihnen unterhalten und erst dann kritische Fragen gestellt haben. So konnten sie die Befragten zuerst anklimatisieren und hatten nicht das Gefühl, in ein negatives Licht zu fallen. Als wir mit unserer Aufgabe fertig waren, haben wir uns auf eine Besprechung mit der anderen Gruppe getroffen und ihnen geholfen Bilder der Umzüge und Detailaufnahmen der Wägen zu machen. Die Leute hatten Freude, wenn man ihre Kreationen gefilmt hat. Da wir unser Pflichtmaterial schon hatten, konnten wir auch mal mit den Leuten einige Minuten ohne Videoaufnahme sprechen.

Der Schnitt

Jeder von unserer Gruppe hat anschliessend einen Rohschnitt erstellt. Wir hatten dann die Herausforderung, aus sechs Schnitten unsere Favoriten zu küren. Mein Entwurf des Berichts wurde ebenfalls zu den Favoriten gewählt, obwohl ich Schwierigkeiten hatte, die Übergänge der Hintergrundmusik fliessend und passend zu gestalten. Des Weiteren musste die Musik immer auf die Musiker synchronisiert werden, was die einzelnen Schnitte aufwendiger machte. Nach einem weiteren Gespräch mit Heiner Gatzemeier haben wir uns für einen anderen Beginn entschieden, während der Hauptteil eine Mischung aus einigen Rohschnitten war und das Ende von meinem Bericht inspiriert wurde. Dann hatte ich den Auftrag mit Jonas Ochsenbein in unserem Radiostudio die Off-Stimme aufzunehmen. Zum Glück waren Rahel und ich schon eine halbe Stunde vorher vor Ort, denn das Interface musste noch korrekt eingepegelt werden. Während Rahel, die Autorin des Sprechertextes, Jonas über seinen Auftrag instruiert hatte, konnte ich in Audacity noch die letzten Einstellungen vornehmen. Das Aufnahmeformat ist sehr wichtig, hier muss eine Abtastrate von 48 kHz und eine Samplingtiefe von mindestens 24 bit festgelegt und als unkomprimiertes Wave-Audio (*.wav) exportiert werden. Mit einem Equalizer habe ich anschliessend das Material bereinigt. Dies beinhaltete die Frequenzen unter 150 Hz und einige einzelne Frequenzen und den Mitten und Höhen. Mit einem Kompressor in der Ratio 1:4 und einer Parallelkompression wurde die Stimme, so bearbeitet, dass sie durch die Guggenmusik besser zu hören ist und auch bei leiserer Lautstärke im Vordergrund ist. Mit einem DeEsser sind die Zischlaute minimiert worden. Bei der Audioabmischung im ganzen Video hat mir dann Rahel wieder geholfen. Die grössten Schwierigkeiten bereiteten die rauschenden Kontra-Interviews. Den Mittelweg zwischen komplette Rauschreduktion und natürliche Stimme war schwierig zu erreichen, benutzt habe ich dabei die Testversion der Software iZotope RX 6. Der Ton muss das nächste Mal schon vor Ort verbessert und das Equipment am Vortag getestet werden. Mit Nicolas konnten wir dann aber auch diese Audiospur akzeptabel gestalten.

Nach einigen kleineren Korrekturen an Color Grading und Ton wurde dann der Bericht am 30.03.2018 abgegeben und auf Vimeo veröffentlicht.